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Wohnungsbau am Limit – Warum jetzt gehandelt werden muss

Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in der Krise. Seit 2010 wurden nicht mehr so wenige Wohnungen genehmigt wie im vergangenen Jahr, und der Rückgang hält an. Besonders dramatisch ist die Lage im Mehrfamilienhausbau, wo die Genehmigungen um fast 20 % eingebrochen sind. Während die Nachfrage steigt, bleiben Lösungen aus. Doch was bedeutet das für Vermieter und Investoren?

Kafkaeske Bürokratie bremst den Bau aus

Explodierende Baukosten und hohe Zinsen machen neue Projekte unrentabel. Gleichzeitig erstickt übermäßige Regulierung Investitionen, statt sie zu fördern. Alle von der Politik vorgeschlagenen „Erleichterungen“ – sei es der Bürokratieabbau, das „E wie einfach“-Prinzip, das Hamburger Modell oder die Entschlackung widersprüchlicher Baunormen – werden letztlich durch die Bürokratie selbst wieder ausgehebelt.

Statt Anreize für den Bau zu setzen, reguliert die Bundesregierung vor allem den Bestand. Doch Mietpreisbremsen und strengere Schutzrechte schaffen keinen neuen Wohnraum – sie schrecken Investoren ab. Die Folge? Immer weniger Neubauten, steigende Preise und wachsender Mangel. Dabei ist klar: Wer keine neuen Wohnungen schafft, kann den Wohnungsmarkt nicht entspannen.

Was jetzt passieren muss

Der Wohnungsbau muss sich wieder lohnen. Weniger Bürokratie, steuerliche Anreize für Neubauten und gezielte Förderprogramme für Mehrfamilienhäuser könnten den Trend umkehren. Auch eine schnellere Vergabe von Baugenehmigungen ist dringend nötig. Schließlich gilt: Ohne Neubau bleibt der Markt angespannt – und die Mieten steigen weiter.

Für Vermieter und Investoren bedeutet die aktuelle Situation vor allem eines: Wer bereits Wohnraum besitzt, wird auf absehbare Zeit von steigenden Mietpreisen profitieren – allerdings in einem zunehmend regulierten Markt. Das birgt langfristig Risiken. Die Politik muss sich entscheiden: Echte Anreize für den Wohnungsbau oder eine handfeste Wohnraumkrise. Abwarten ist keine Lösung.

Oliver Moll

Moll & Moll Zinshaus GmbH

www.mollundmoll.de

14.06.2020 Welt am Sonntag: Drei Wünsche an die Bürgerschaft

Hamburg hat eine neue Bürgerschaft gewählt und das Thema „Wohnen“ wird auch in dieser Legislaturperiode wahrscheinlich wieder für die ein oder andere hitzige Diskussion im Rathaus sorgen. Unabhängig von den konkreten Wahlversprechen der einzelnen Parteien hat Moll & Moll drei Wünsche an die neue Bürgerschaft formuliert.

Erstens: Mehr Wohnungen, Gesunde, lebenswerte Mischung

Mehr Wohnungen im Drittelmix bauen, also je ein Drittel öffentlich geförderte Mietwohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen und Eigentumswohnungen. Forderungen, dass der politische Fokus auf Sozialwohnungen gelegt werden soll, greifen zu kurz. Viertel, die lediglich aus Sozialwohnungen bestehen, bergen langfristig die Gefahr der Ghetto-Bildung. Die Lebensqualität in jeder Stadt steht und fällt jedoch mit einer gesunden Mischung in allen Stadtteilen.

Zweitens: Wohnungen für den Mittelstand

Grundstücke bevorzugt an Baugenossenschaften vergeben. Denn wir brauchen bezahlbaren Wohnraum in den beliebten, also innerstädtischen, Lagen. Und damit meinen wir nicht Sozialwohnungen, zu denen Durchschnittsverdiener aufgrund von Einkommensgrenzen keinen Zugang haben, sondern Wohnungen für den Mittelstand mit Mieten um die 8 bis 12 Euro pro Quadratmeter.

Drittens: Hexenjagd auf Vermieter einstellen

Die mediale und gesellschaftliche Hexenjagd auf Vermieter und Immobilieninvestoren beenden. Ja, es gibt schwarze Schafe in der Branche, die versuchen, ihre Renditen auf Kosten der Mieter zu optimieren. Der Großteil des vermieteten Wohnraums gehört jedoch Privatpersonen, für die Immobilien ein wichtiger Baustein der eigenen Altersvorsorge sind und die weniger an maximalen Profiten als an stabilen, langfristigen Mietverhältnissen interessiert sind.

Ruhige Hände und fundierte Entscheidungen

Die neue Bürgerschaft steht nun vor der schwierigen Aufgabe, die Interessen der unterschiedlichen Akteure auf dem Markt so gut wie möglich in Einklang zu bringen. Ideologisch aufgeladener Aktionismus ist hierbei kontraproduktiv. Stattdessen braucht es eine ruhige Hand und fundierte Entscheidungen. Denn auch wenn es manchen Politikern vielleicht nicht in die persönliche Karriereplanung passt: Wohnungspolitische Maßnahmen brauchen nun mal länger als eine Wahlperiode, um zu wirken.

Hier geht es zum Artikel in der Welt am Sonntag